Arbeitsbeziehungen und soziale Sicherung für Arbeiter in Ländern des sowjetischen Blocks
- Die Geschichte der mittel- und osteuropäischen Arbeiterschaft in der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Zusammenbruch der kommunistischen Parteidiktaturen gehört nicht zu den besonders gut erforschten Segmenten moderner Arbeitsgesellschaften. Dabei schlagen nicht so sehr quantitative Defizite und methodische Probleme zu Buche. Vielmehr wirken noch immer Wahmehmungsmuster aus der Zeit des Kalten Krieges nach. Die seit den fünfziger Jahren entwickelten Argumentationslinien ließen die Arbeiter in den Ländern und Gesellschaften des sowjetischen Blocks aus der westlichen Perspektive zumeist in einem mehr oder weniger manifesten Dauerkonflikt mit den Parteiregimes erscheinen. Diese wiederum beanspruchten, nicht nur selbst ein Teil der Arbeiterklasse zu sein, sondern auch als deren Avantgarde bei der Erfüllung einer historischen Mission aufzutreten. Ihre offizielle Historiographie war auf dieses Erklärungsmuster festgelegt. Solche apologetischen Positionen wurden nach 1989 nahezu völlig aufgegeben. Allenfalls im Verweis auf soziale Sicherheit der Arbeiterexistenz im Realsozialismus finden sich Anklänge daran. Statt dessen neigte sich das Pendel in die Richtung eines „historischen Turpismus“. In seinem Licht erschien der Arbeiteralltag im sowjetischen Macht- und Einflußbereich als permanente Misere. Solche bipolaren, an den einfachen Koordinaten des Kalten Krieges orientierten Interpretationen traten seit Mitte der neunziger Jahre gegenüber einer differenzierteren Sicht auf die Arbeitergeschichte Mittel- und Osteuropas etwas zurück. Inzwischen dominiert eine eher ambivalente Perzeption. Ihr zufolge war der Arbeiterschaft durchaus ein gegen die Parteidiktaturen gerichtetes Resistenzpotential eigen, doch blieb sie auch um Arrangements mit den Machteliten nicht verlegen.
Author: | Peter HübnerGND |
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DOI: | https://doi.org/10.14765/zzf.dok.1.964 |
Parent Title (German): | Arbeiter im Staatssozialismus. Ideologischer Anspruch und soziale Wirklichkeit |
Series (Serial Number): | Zeithistorische Studien (31) |
Publisher: | Böhlau |
Place of publication: | Köln |
Editor: | Peter Hübner, Christoph Kleßmann, Klaus Tenfelde |
Document Type: | Part of a Book |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2017/06/15 |
Date of first Publication: | 2005/01/01 |
Publishing Institution: | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) - Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam (ZZF) |
Release Date: | 2017/09/13 |
First Page: | 249 |
Last Page: | 269 |
ZZF Chronological-Classification: | 1945- |
ZZF Regional-Classification: | Europa / Westeuropa / Deutschland / DDR |
Europa / Mittel-/Osteuropa | |
Europa / Osteuropa | |
ZZF Topic-Classification: | Soziales |
Kommunismus | |
Licence (German): | ZZF - Clio Lizenz |