Präventionsgeschichte als Kulturgeschichte der Gesundheitspolitik

  • 1983, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, äußerte sich die britische Sozialanthropologin Mary Douglas in ironischer Zuspitzung zur Risikowahrnehmung der amerikanischen Bevölkerung: „What are Americans afraid of? – Nothing much really, except the food they eat, the water they drink, the air they breathe [...].“ (Douglas 1983: 10) In einer Zeit, die vom Wettrüsten, einer schlechten Wirtschaftslage und horrenden Staatsdefiziten geprägt war, drehten sich die Alltagssorgen Amerikas nicht um die großen politischen und wirtschaftlichen Krisen der Zeit, sondern um banale Ernährungs- und Trinkgewohnheiten. Zweierlei ist bemerkenswert am Kommentar von Douglas. Er verweist einerseits auf die Alltäglichkeit moderner Risikovorstellungen und der damit verbundenen Präventionspraktiken. In der Tat haben gesundheitspolitische Popularisierungen und pathologisierende Formen der Zivilisationskritik in vielen westlichen Ländern dazu geführt, dass im 19. und 20. Jahrhundert überlieferte Formen des Essens und Trinkens problematisiert, aufgebrochen und zum Gegenstand eines gesundheitsorientierten Präventionsdiskurses gemacht wurden.

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Metadaten
Author:Martin LengwilerORCiDGND, Jeannette MadarászGND
URL:http://www.zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2013-3/Lengwiler_Madarasz_2010.pdf
Parent Title (German):Das präventive Selbst. Eine Kulturgeschichte moderner Gesundheitspolitik
Publisher:Transcript Verlag
Place of publication:Bielefeld
Editor:Martin Lengwiler, Jeannette Madarász
Document Type:Part of a Book
Language:German
Date of Publication (online):2016/01/25
Year of first Publication:2010
Publishing Institution:Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) - Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam (ZZF)
Release Date:2016/01/25
First Page:11
Last Page:28
Studies in Contemporary History: Materials:3/2013 Zeitgeschichte der Vorsorge 3/2013 / Zum Thema
Licence (German):License LogoMit freundlicher Genehmigung des jeweiligen Autors / Verlags für Online-Ausgabe der Zeitschrift Zeithistorische Forschungen