Book
Remigranten bildeten die zentrale Personengruppe in der Gründergeneration der DDR-Historiker. Worin bestand ihr Beitrag zur Etablierung einer marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft? Wie konnten sie unter den Bedingungen der Diktatur ihre Erfahrungen des Exils nutzen? Wie agierten die Remigranten im Spannungsfeld zwischen parteipolitischen Vorgaben und wissenschaftlicher Arbeit? Wie stellten sie sich zu ihren bundesdeutschen Kollegen? Wieweit deformierte der Missbrauch der Geschichte als Legitimationswissenschaft ihre Arbeit? Das Buch enthält biographische Studien zu Ernst Engelberg, Jürgen Kuczynski, Alfred Meusel, Hans Mottek, Karl Obermann, Arnold Reisberg, Wolfgang Ruge, Albert Schreiner und Leo Stern. (Quelle: Verlag. http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-14300-8.html)
In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 wurde in Berlin-Karlshorst die endgültige Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Damit endeten in Europa der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Herrschaft. Ein Tag der Befreiung, ein Tag der Niederlage oder beides zugleich? Nicht erst 1995 sorgte das symbolische Datum für geschichtspolitische Kontroversen. Ein spezifisches Erinnern und Vergessen setzte in West und Ost unmittelbar nach den Ereignissen ein. Das Buch von Jan-Holger Kirsch beschreibt erstmals Formen und Inhalte dieses Gedenktages zwischen 1945 und 1995. Aus einer kultur- und gedächtnistheoretischen Perspektive wird rekonstruiert, wie er zwischen 1989/90 als Forum des deutsch-deutschen Systemkonflikts diente. Für das Gedenkjahr 1995 wird dargestellt, wie sich in der "Berliner Republik" eine gesamtdeutsche Erinnerung an die NS-Zeit herauszubilden begann.
Verlagstext Böhlau: "Die Studie behandelt die Bildungsgeschichte der SBZ und der frühen DDR in einer neuen Perspektive. Sie analysiert nicht nur den Strukturwandel des ostdeutschen Bildungswesens zwischen 1945 und 1958 vor dem Hintergrund der sich konstituierenden SED-Diktatur, sondern fragt auch nach den sozialen Folgen, den kulturellen Vermittlungen und mentalen Wirkungen parteistaatlicher Erziehungsmethoden. Am Beispiel einer der ältesten Ostberliner Schulen aus dem "Scheunenviertel" werden Lebenswelten und Erfahrungen von Schulkindern untersucht bzw. Einblicke in ihren Alltag zwischen Familie, Straßenclique und Pioniergruppe gegeben."
Diese von ostdeutschen Literaturwissenschaftlerinnen und einem westdeutschen Historiker verfaßte Studie rekonstruiert anhand der Akten der „Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel“ im Ministerium für Kultur der DDR die Geschichte dieser zentralen Zensurbehörde und der Evolution eines - auch im Vergleich zu anderen Ostblock-Ländern - einzigartigen und hochdifferenzierten Systems literaturpolitischer Steuerung.
Von der vertrauten Vorstellung einer monolithischen „Literaturpolitik der DDR“ wird jedoch Abschied genommen. Zensur funktionierte von Verlag zu Verlag und von Phase zu Phase unterschiedlich. Die resultierende systemspezifische Intransparenz und ein allgemeines Gerangel um Papier und Devisen, um Konzeptionen und Formulierungen ließen, wie an zahlreichen Beispielen gezeigt wird, jede Publikation zum Abenteuer werden.
Vor dem Hintergrund einer in den unterschiedlichsten Formen auftretenden alltäglichen Zensur werden Spielräume, Bedingungen und Illusionen der „Literaturgesellschaft“ im „Leseland“ sowie die Chancen und Schwierigkeiten einer kritischen DDR-Literatur beschrieben.
Kinder im Klassenkampf. Die Geschichte der Pionierorganisation von 1948 bis Ende der fünfziger Jahre
(1997)
Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren wird auf der Grundlage der jetzt zugänglichen Akten analysiert, wie die SED mit Hilfe der von ihr instrumentalisierten Kinderorganisation "Junge Pioniere" versuchte, einen prägenden Einfluß auf die politische Sozialisation der Heranwachsenden, auf die Erziehung des "neuen Menschen" auszuüben. (Quelle: Verlag)
Die „Umwälzungen“ des Jahres 1848 waren nicht nur der "Anstrengung", sondern auch "dem Erfolge nach eine wirkliche Revolution". Obgleich nicht alle Zeitgenossen diese Ansicht Robert Springers teilten und manche Konservative und Liberale schon frühzeitig den revolutionären Charakter der Märzereignisse leugneten, sie zum bloßen "Ministerwechsel" zu degradieren suchten - daß im März 1848 Berlin nicht nur äußerlich zum revolutionären Schlachtfeld mit Hunderten von Toten und zahllosen Barrikaden wurde, sondern in ganz Preußen ein fundamentaler politischer Umbruch stattfand, läßt sich kaum bestreiten: Für acht Monate wurde dem Monarchen ein Parlament zur Seite gestellt, das mit diesem eine Verfassung "vereinbaren" sollte und überdies nicht unwesentlich die Politik des preußischen Staates mitbestimmte. (Aus der Einleitung)
Das politische und soziale Verhalten der Industriearbeiterschaft, einer für die DDR-Gesellschaft wesentlichen Bevölkerungsgruppe, stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Gefragt wird nach den Interessenlagen, die das Politik- und Sozialverhalten unter den Bedingungen einer sich herausbildenden und konsolidierenden "Diktatur des Proletariats" bestimmen. Dabei geht es besonders um die Konstituierung, Artikulation und um die Durchsetzungsversuche sozialer Interessen. In diesem Kontext werden Modalitäten und Verläufe von Interessenarrangements und Konflikten analysiert.
Gegenstand dieses Buches ist die SED-Politik gegenüber den Juden bis zum israelisch-arabischen krieg vom Juni 1967. Im Verständnis der SED-Führung galten vorrangig die aktiven Mitglieder der Jüdischen Gemeinde als Juden. Doch läßt sich eine spezifische Politik gegenüber Menschen jüdischer Herkunft (auch Parteimitgliedern) wie gegenüber dem Staat Israel beobachten, die eine eigenständige Untersuchung rechtfertigt. Diese Politik bewegte sich zwischen zeitweiliger repression (1952/53) und schließlicher Toleranz, wobei letztere Komponente der Politik das ursprüngliche sozialistisch-kommunistische Assimilationskonzept aber nicht in Frage stellte: Juden sollten sich in die "sozialistische" Gesellschaft integrieren, jüdische Identität sollte gegenüber dieser Integration zurücktreten. Sie wurde toleriert, aber nicht unbedingt gefördert, wobei die SED-Führung das Maß an Toleranz bestimmte.
In der neueren Forschung zur Geschichte des "Dritten Reichs" hat sich inzwischen die Ansicht durchgesetzt, daß die Industriearbeiterschaft zwar überwiegend in Distanz zum NS-Regime blieb, jedoch keineswegs rebellisch, sondern eher resigniert bis apathisch auf die tiefgreifenden Veränderungen nach 1933 reagierte. Die Frage, warum dies so war, ist bisher nicht schlüssig beantwortet worden. (...)