Gender Studies
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Die "Letzten". Arbeits- und Berufserfahrungen einer Generation Niederlausitzer Textilarbeiterinnen
(1993)
Eine sozial- und alltagsgeschichtliche Untersuchung der Industriearbeiterschaft der DDR, іn diesem Falle der der Niederlausitzer Region, kann die Arbeiterinnen und die Frauenarbeit nicht ausblenden. Unstrittig scheint mittlerweile, daß soziale Realität, ihre Wahrnehmung und Bewertung eine geschlechtsspezifische Dimension haben. Und dringlich ist es, jenen DDR-Tatbestand einer außerordentlich hohen Quote erwerbstätiger Frauen und unter ihnen Arbeiterinnen nicht allein in seinen bisherigen öffentlichen Deutungen als Selbstverständlichkeit, Emanzipation, Skandal oder „Modernisierungsfalle“ zu verhandeln, sondern in der Sicht der Betroffenen und im Dialog mit ihnen.
Direkt nach dem Kriege photographierte Gerhard Gronefeld Berliner Kinder. Für sein Archiv gab er den Aufnahmen den Titel "Schlüsselkinder": Drei Jungen, in Trümmern spielend, tragen unübersehbar an einer reißfesten Schnur Wohnungsschlüssel um den Hals, wie sie in Berliner Mietskasernen üblich waren. Im Mittelpunkt des Bildes schaut ein Junge den Photographen direkt, offen, verschmitzt, doch gleichzeitig vorsichtig abwartend an. Auf seinen Knien liegt ein abgeklopfter Ziegelstein, über den die zerstörte Stadt mit in das Bild hineingenommen ist, als Spiel- wie als Arbeitsplatz, denn Steineklopfen war eine Tätigkeit, durch die sich Kinder ein paar Pfennige verdienen konnten. Gleichzeitig verweist dieser Ziegelstein im Verbund mit den sichtbaren Schlüsseln auch auf ein Abwesendes: auf die Mutter, die irgendwo "bis spät in die Nacht" arbeitet. Gronefeld, selbst „Berliner Junge“, zeigt Sympathie für die Kinder. Er dokumentiert sie ohne Anklage selbstständig als Herren über Raum und Zeit.