Fernsehen
Refine
Document Type
- Journal Article (2)
- Part of a Book (1)
Language
- German (3)
Has Fulltext
- yes (3)
Dass Spielfilme über den Nationalsozialismus die Erinnerungskultur prägen, ist kaum zu bestreiten. Insbesondere die TV-Serie „Holocaust“ gilt als eine Zäsur, die zugleich zahlreiche neue Forschungen provozierte. Wie entwickelte sich die filmische Erinnerungskultur seit „Holocoust“ bis heute? Und in welcher Beziehung standen diese Filme zur Geschichtswissenschaft? (...)
Die Ausstrahlung der Fernsehserie Holocaust (USA 1978) gilt als eine der wichtigsten Zäsuren in der westlichen Erinnerungskultur. Sowohl in den USA und in Westeuropa als auch in verschiedenen anderen Teilen der Welt erreichte die Serie, dass sich ein Großteil der Bevölkerung mit der Shoah auseinandersetzte, was die „Erinnerung im globalen Zeitalter“ maßgeblich förderte. Bekanntlich führte die Serie nicht nur zu einer emotionalen Vergegenwärtigung der Massenmorde, sondern auch zu einer intensiven Anschlusskommunikation über den Holocaust, die sich in anderen Medienformaten fortsetzte. Zudem setzte, wie Moshe Zimmermann argumentiert, erst mit der Fernsehserie die „Amerikanisierung des Holocaust“ und eine transnationale Form der Erinnerung ein (...)
Heute gilt es als unbestritten, dass die allgegenwärtigen Geschichtsdarstellungen in den Medien massiv das Geschichtsbewusstsein prägen. Allerdings wurde selten gefragt, welche Konsequenzen dies für die Geschichtswissenschaft hat und wie diese damit umging. Ein früher Beitrag eines Historikers, der die Folgen von Geschichts-Fernsehserien für die Forschung reflektierte, stammt von Martin Broszat, der 1979 auf den damaligen Erfolg der amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“ reagierte. Seinen Aufsatz neu zu lesen lohnt in doppelter Hinsicht: Einerseits ist der Text ein frühes selbstkritisches Zeugnis dafür, wie ein renommierter Historiker aus einer medialen Geschichtsdarstellung einen Perspektivwechsel für die Forschung ableitet. Andererseits lässt sich der Artikel als eine trotzige Verteidigungsschrift der Zunft verstehen, die zahlreiche problematische Punkte aufweist, welche die Beziehung zwischen Geschichtswissenschaft und Medien bis heute prägen.