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Der britische Sozialhistoriker Tony Judt wies in seinen letzten Lebensjahren wiederholt darauf hin, dass wir dazu neigen, das 20. Jahrhundert »in eine Gedenkstätte zu verwandeln, eine pädagogisch nützliche historische Schreckenskammer«. Doch im Zuge dieser Verwandlung des vergangenen Jahrhunderts in einen Erinnerungsort gehen nach Auffassung Judts wichtige gesellschaftliche und politische Erfahrungen verloren. Diese Erfahrungen sind freilich wichtig, um den wirtschaftlichen Wandel, die ökologischen Krisen und die sozialen Fragen von heute politisch bewältigen zu können. Was waren nach Auffassung Judts die beiden zentralen Bausteine dieser gesellschaftsgeschichtlichen Erfahrung des 20. Jahrhunderts? Einmal die Präsenz des Krieges als sozialer Zustand und zum anderen der Aufstieg der politischen Organisation des Staates.
In Marktwirtschaften tragen die Unternehmen nur einen Teil der Kosten des Produktionsfaktors „Arbeit“. Sie entlohnen zwar die im Betrieb geleistete Arbeit, kommen jedoch nicht ohne weiteres für die Sicherung derer auf, die arbeitslos sind oder wegen Krankheit, Invalidität oder hohen Alters vorübergehend oder auf Dauer nicht erwerbstätig sind. Die betriebliche Kostenrechnung ist daher – wenn man die Betrachtung idealtypisch zuspitzt – von einem erheblichen Teil der sozialen Kosten des Produktionsfaktors „Arbeit“ entlastet. Mit anderen Worten: Die betrieblichen Entscheidungen sind nicht unmittelbar an gesamtwirtschaftlich oder gesamtgesellschaftlich definierte Aufgaben und Ziele gebunden; sie können sich vielmehr strikt an Rationalitätskriterien eigener Art orientieren, vor allem an Kriterien der Rentabilität. Diese „Externalisierung von Kosten der freien Verfügbarkeit des Produktionsfaktors Arbeit im freien Arbeitsvertrag“ (M. Rainer Lepsius) trägt zu der hohen Anpassungselastizität und Innovationsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Produktionsweise bei. Sie verlangt aber zugleich nach Institutionen der sozialen Sicherung, die die ausgelagerten Kosten auffangen.