Visual History. Bilder und Bildpraxen in der Geschichte
Bilder sind überall, die Geschichtswissenschaft jedoch ist traditionell eine Textwissenschaft. Seit der Jahrtausendwende hat die Zahl der Arbeiten auf dem Gebiet der historischen Bildforschung deutlich zugenommen, und auch der methodische und konzeptionelle Umgang mit Bildern hat sich verändert. Immer mehr Historikerinnen und Historiker richten den Blick gezielt auf historische Bildbestände, Bilddiskurse, die Infrastrukturen der Bildproduktion und spezifische Bildmedien wie Fotografien, Postkarten, Plakate oder Comics. Diese Buchreihe präsentiert Monografien und Sammelbände, die sich gezielt der historischen Erforschung visueller Medien in ihrer ganzen Bandbreite widmen und dabei die Entstehung, Verwendungen und Wirkungsweisen von Bildern einbeziehen. Arbeiten zur historischen Bildforschung sollen so stärker sichtbar gemacht und konzeptionelle Debatten um einen sinnvollen Umgang mit der bildlichen Vergangenheit gefördert werden. Die Reihe wird herausgegeben von Christine Bartlitz, Gerhard Paul und Annette Vowinckel und erscheint seit 2016 im Wallstein Verlag.
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Urban Eyes. Deutschsprachige Fotograf*innen im New Yorker Exil in den 1930er- und 1940er- Jahren
(2024)
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten etablierte sich New York als Ankunftsstadt für deutschsprachige Fotograf*innen, denen die Flucht aus Europa gelang. Die Fotografie als Medium befand sich zu dieser Zeit in einem Umbruch, unter anderem durch das Bemühen, sie als Kunstform zu etablieren. Die Exilant*innen wiederum brachten unterschiedliche Ausbildungen, Kameratypen und Emigrationsverläufe mit. Manche waren schon professionell tätig gewesen, andere mussten ihre erlernten Berufe aufgeben und erwarben sich autodidaktisch fotografische Kompetenzen. So unterschieden sich auch ihre künstlerischen Strategien im New Yorker Exil. Die Kamera diente als Medium, sich mit der Metropole auseinanderzusetzen, die Emigrationserfahrung zu reflektieren, Netzwerke aufzubauen und schlicht ökonomisch zu überleben. Um die komplexen Zusammenhänge von Fotografie und Exil im Kontext der Metropole New York umfassend zu analysieren, nimmt Helene Roth die kreativen Leistungen und heterogenen Perspektiven, aber auch die Niederlagen und Rückschläge emigrierter Fotograf*innen näher in den Blick. Aus einer transnationalen Sicht betrachtet sie die soziokulturellen, politischen sowie künstlerischen Entwicklungen während der 1930er- und 1940er-Jahre.
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London war in den 1930er und 1940er Jahren eine Metropole des künstlerischen Exils und ein Ort der Zuflucht vor nationalsozialistischer Verfolgung. Exilierte gründeten Galerien, Verlage und Zeitschriften, sie kooperierten mit lokalen Künstler:innen, organisierten Ausstellungen, verbanden sich in Netzwerken.
Das Buch Exil London widmet sich dem vielfältigen Wirken von Emigrant:innen aus Kunst, Fotografie und Architektur in Auseinandersetzung mit ihrer Exilstadt. Wie veränderte sich die Kunstszene durch die Ankunft der Exilierten? Welche kulturellen Infrastrukturen wurden aufgebaut? Wie prägten die Exilerfahrung und die Stadt selbst das Werk der Emigrant:innen? Exil London behandelt neben bekannten urbanen Räumen wie dem Hyde Park auch ungewöhnliche Orte wie den Londoner Zoo, das Krematorium Golders Green, die Finchley Road, das Haus des Architekten Erno Goldfinger als Ausstellungsort, das Wohnhaus des Psychoanalytikers Sigmund Freud oder die Straßenmärkte der Stadt. Kunstwissenschaft, Stadt- und Exilforschung sind im Buch dynamisch aufeinander bezogen und leisten gemeinsam einen Beitrag zu einem neuen Verständnis der Kunstgeschichte der Moderne.