Global History
Refine
Year of publication
Document Type
- Journal Article (96)
- Online Publication (27)
- Part of a Book (7)
- Book (1)
Keywords
- Außenpolitik (1)
- Deutschland (Bundesrepublik) (1)
- Deutschland (DDR) (1)
- Entwicklungsländer (1)
- Geschichte 1965-1990 (1)
- Hobsbawm, Eric J. (1)
- Internationale Kooperation (1)
- Ost-West-Konflikt (1)
- Politische Bewegung (1)
- Solidarität (1)
Aus meiner erstmaligen Lektüre von Dan Diners Buch »Das Jahrhundert verstehen«, das ich wohl zu Beginn der 2000er-Jahre las, ist mir die einleitende Bemerkung des Autors in Erinnerung geblieben, die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert sei besser zu fassen, wenn der Blick von der Potemkinʼschen Treppe in Odessa nach Süden und Westen streife. Der besondere Klang Diners ist mir ebenfalls im Ohr geblieben: viele prägnante Formulierungen, aber manchmal komplizierte Sätze – fast bis zur Unverständlichkeit. Die erneute Lektüre des Buches lässt der Treppe von Odessa ihren Wert als anschauliches Bild, aber die Botschaft tritt nun, nach 25 Jahren mehr an eigener Leseerfahrung und im Wissen um spätere Ereignisse, deutlicher hervor.
Sidney Mintzʼ »Kulturgeschichte des Zuckers« ist längst ein Klassiker. Mintz (1922–2015) charakterisierte das Buch als Ergebnis einer langjährigen »Erforschung der Geschichte der Karibik und derjenigen tropischen, vornehmlich landwirtschaftlichen Produkte […], die mit der ›Entwicklung‹ dieser Region seit ihrer Eroberung durch die Europäer fest verknüpft sind« (S. 11). Ihn habe interessiert, wie und warum Europäer und Nordamerikaner zu Konsumenten karibischer Erzeugnisse wurden. »Und wenn man versucht«, so die programmatische Formulierung, »Konsumption und Produktion, Kolonie und Metropole zusammenzubringen, dann geschieht es leicht, daß man die eine oder die andere – den ›Mittelpunkt‹ oder den ›Außenrand‹ – nicht mehr so richtig scharf sieht.« (S. 13)
Wer im Berliner Humboldt Forum nach der »Zukunft der Benin-Bronzen« sucht, stößt auf eine Galerie sprechender Köpfe. Der gleichnamige Saal im Ostflügel des Gebäudes präsentiert als sein zentrales Ausstellungsobjekt eine Reihe von zehn hochkant gestellten, in Augenhöhe angebrachten Monitoren, auf denen neben Hermann Parzinger als Repräsentant der Institution auch ein Vertreter des Königshauses von Benin sowie Kurator:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland und Nigeria in wohlabgewogenen Statements ihre Sicht auf die Zukunft der umstrittenen Sammlungsobjekte schildern. Immer, wenn eine Person das Wort ergreift, wenden sich die anderen ihr aufmerksam zu.
After World War II, many historians in the German-speaking world thought of the relationship between anthropology and history as being largely synonymous with that of ›everyday life‹ (Alltag) and ›structure‹. As Jürgen Kocka (b. 1941) wrote in a retrospective statement to the Zurich historian Rudolf Braun (1930–2012), one of the few prominent figures of ›ethnographic‹ social history especially in the 1970s and 1980s: ›For while we, a younger generation of social historians, have turned to the large structures and processes that conditioned, encompassed and shaped people’s lives, Braun has always supported us, but he insisted – in an untimely but fruitful way – on not missing the people’s »inside«: the experiences and habits, the hopes and disappointments, the everyday life and mentalities of common people in the age of industrialization.‹
Historical Comparison
(2024)
In his article for Docupedia, Hartmut Kaelble shows that the methodology and practice of historical comparison – as well as the fields and periods of comparison – have changed considerably in recent decades. Now that the theoretical discussions of the 1990s about historical comparison have largely concluded, it is a firmly established, independent part of transnational history.
Das Anthropozän stellt eine radikale Herausforderung für die Geschichtswissenschaft dar, wie etwa die australische Umwelthistorikerin Libby Robin betont hat: »a concept that considers the role of humanity as a historical force for change in planetary systems, demands both geological and historical time-scales, and writes planetary and human histories together«. Es gelte, etablierte Vorstellungen von Raum, Zeit und ›Agency‹ kritisch zu überdenken sowie geologische und menschliche Skalen zueinander in Beziehung zu setzen. Robin reagierte damit auf Dipesh Chakrabarty, der 2009 postuliert hatte, dass der Klimawandel Historiker:innen dazu zwinge, grundlegende Annahmen zu hinterfragen: die Grenze zwischen Natur und Kultur, die Bedeutung der Moderne bzw. der Modernisierung, die Beziehung zwischen der Geschichte von Menschen und der Menschheitsgeschichte sowie die Gemeinsamkeit menschlicher Erfahrungen.
Movement-oriented topics are in vogue. Under the term mobilities, researchers are investigating the connections between various forms of spatial movement (from alpine tourism to forced migration) as well as between movement and standstill. The article presents the history of mobility as a heterogeneous cross-sectional area. This encompasses several fields of research such as transportation, environmental, migration, tourism and global history. The article recapitulates theoretical and methodological considerations from interdisciplinary mobility studies and highlights current research topics, potentials and limitations of mobility history.
Neu in einer aktualisierten Version 2.0: Bewegungsorientierte Themen liegen im Trend. Unter dem Begriff Mobilitäten/mobilities untersuchen Forscher:innen die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Formen räumlicher Bewegung (von Alpintourismus bis Zwangsmigration) sowie zwischen Bewegung und Stillstand. Das Unterwegssein samt seinen Bedingungen und Folgen avanciert zum eigenständigen historischen Forschungsgegenstand. Der Beitrag stellt Mobilitätsgeschichte als heterogenen Querschnittsbereich vor. Dieser erfasst mehrere Forschungsfelder wie die Verkehrs-, Umwelt-, Migrations-, Tourismus- und Globalgeschichte. Im Beitrag werden theoretisch-methodische Überlegungen aus den interdisziplinären Mobility Studies rekapituliert und Schlaglichter auf aktuelle Forschungsthemen, Potenziale und Grenzen der Mobilitätsgeschichte geworfen.
„It’s a Date” ist der erste Spielfilm der ukrainischen Regisseurin Nadia Parfan, die bereits durch ihre Dokumentarfilme bekannt geworden ist. Der fünfminütige Kurzfilm läuft auf der diesjährigen Berlinale in der Sektion Berlinale Shorts. It's a Date wurde aus der Perspektive eines/einer Autofahrer:in in einer einzigen Einstellung ohne Schnitt gedreht. Der Blick ist durch die Windschutzscheibe auf die Straßen von Kyjiw im Morgengrauen gerichtet, inmitten des Krieges. Wie Nadia Parfan selbst erklärt, wurde sie für diesen Film von Claude Lelouch inspiriert, der in seinem Kurzfilm aus dem Jahr 1976 „C’était un rendez-vous“ eine rasante Autofahrt durch das frühmorgendliche Paris zeigt. Nadia Parfan wollte einen ähnlichen Kurzfilm in Kyjiw drehen, noch vor dem russischen Angriffskrieg, konnte dies aber erst im Sommer 2022 machen.
Als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angriff, näherte sich das russische Kriegsschiff Moskwa der Schlangeninsel. Die Aufforderung an die auf der Insel stationierten ukrainischen Soldaten, sich zu ergeben, wurde mit einem vulgären Ausdruck quittiert, der auf Deutsch sinngemäß (wenn auch bedeutend abgeschwächt) mit „Russisches Kriegsschiff, verpiss dich“ übersetzt werden kann. Umgehend wurde dieser Spruch unter Ukrainer:innen und sich Solidarisierenden aufgegriffen, auf Demonstrationen sowie in den sozialen Medien reproduziert und der Mut des Soldaten gefeiert: Die Schlangeninsel wurde zu einem Symbol von Heldentum, Widerstand und Trotz und ist seitdem in aller Munde. Doch ‚gibt‘ es die Schlangeninsel nicht erst seit dem Februar 2022 – diese Insel spielte auch schon vorher eine Rolle, und das nicht nur für die Ukraine bzw. Russland. Grund genug, auf die Zeit vor der Ankunft des ‚russischen Kriegsschiffes‘ zu schauen.

